Lass‘ mal anfangen! – Bildung

Der Einfluss auf die Bildungslandschaft der Kommunen ist begrenzt, aber es gibt ihn! So sind (in Baden-Württemberg) die Kommunen und Landkreise die sachlichen Trägerinnen der Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. Sie bezahlen also alles, was man „anfassen“ kann. Ausgenommen das pädagogische Personal an Schulen. Nur gucken, nicht anfassen! Somit entscheiden sie über die Räumlichkeiten und die Ausstattung der Einrichtungen und damit auch indirekt über Methoden und Inhalte. Gut ausgestattete Schulen sind eine Grundvoraussetzung für gute Bildung. Sie alleine machen keinen guten Unterricht, das ist ein Irrglaube. Wenn der analoge Unterricht nicht gut ist, wird er digital nicht automatisch besser. Eine gute Ausstattung macht dafür guten Unterricht und modernen Einsatz von Methoden einfacher. Zudem macht sie die Einrichtungen für das Personal attraktiver. Wenn sich an einer Grundschule 40 Lehrende drei Notebooks teilen, sollte sich niemand wundern, dass die kein Personal finden. Lehr- und Erziehungsberufe sind nicht übermäßig beliebt. Das hat viele Gründe. Einer davon ist sicherlich die mangelnde Wertschätzung. Die drückt sich eben auch im Materiellen aus. Hinzu kommt die Entlastung des pädagogischen Personals von nicht-pädagogischen Aufgaben. Warum sind Lehrkräfte in Schulen für die IT, die Medien und viel „Verwaltungskram“ zuständig? Hier müssen die Schulträgerinnen Geld in die Hand nehmen und Personal und Material stellen. Dann nimmt auch die Überlastung des pädagogischen Personals ab und es kann sich wieder auf seine Kernaufgaben konzentrieren: Bildung und Erziehung.

Bildung fängt im Kleinkindalter an. Moderne Kindertageseinrichtungen haben nichts mehr mit den Verwahranstalten von früher zu tun. Zumindest sollten sie das. Gemeinderäte haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf, was in solchen Einrichtungen passiert. Von der Auswahl des Personals (hier darf die Kommunalpolitik mitreden) über die Ausstattung bis zur Gebührensatzung gibt es viele Hebel, Kindertagesstätten zu fördern und zu modernisieren. Essenziell ist eine Flexibilisierung der Betreuungszeiten. Gerade Berufsgruppen, in denen ein großer Mangel an Beschäftigten herrscht – etwa die Pflege – sind aufgrund besonderer Arbeitszeiten, etwa in Randzeiten oder in Schichtmodellen, darauf angewiesen, dass die Betreuung der Kinder flexibel gestaltet werden kann. Ist die Betreuungsfrage nicht zufriedenstellend geregelt, geht das Elternteil nicht (guten Gewissens) arbeiten – und fehlt.

Kindertageseinrichtung leisten einen extrem wichtigen Beitrag zur frühkindlichen Entwicklung. Es sind Bildungseinrichtungen. Das muss in die Köpfe. Und Bildung muss kostenlos für alle sein. Sie ist eine solidarisch zu leistende gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in der alle beteiligt werden müssen. Jede und jeder der individuellen Leistungsfähigkeit nach. Kinder sind unserer aller Zukunft. Die Kosten allein auf die Eltern abzuwälzen ist nicht fair. Natürlich bekommen Eltern, die nachweisbar nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, staatliche Unterstützung. Das ist immer mit Aufwand verbunden und baut unnötig Barrieren auf. Zudem wird vielleicht auch die Betreuungszeit auf ein Minimum eingeschränkt, weil „das Amt“ nicht mehr zahlt. Manchmal ist es auch sprachlich schwierig, überhaupt einen Antrag zu stellen. Wenn die Eltern nicht in der Lage oder zu stolz oder zu faul sind, Anträge zu stellen, gehen die Kinder nicht in den Kindergarten, wo Integration und Bildung ihren Anfang nehmen. Wer mit einem Nachteil startet, wird es später schwer haben, aufzuholen.

Bildung ist einer der Schlüssel für die Zukunft unserer Gesellschaft. Sie ist eine Investition, die sich auf vielerlei Weise bezahlt macht. Qualifiziertes Personal, gelungene Integration, Chancengleichheit – und weniger Chancen für Populisten und politisch Extreme. Bildung ist nachweisbar eines der besten Mittel gegen Vorurteile, Rassismus und Sexismus.

Nehmen wir also auch in der Kommunalpolitik Geld in die Hand für bessere und gerechtere Bildungchancen. Die Generationen nach uns werden es uns eher danken als eine „schöne“ Haushaltsbilanz.

 

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